Inhaltsverzeichnis

Was verstehen wir unter Nähe- und Distanzverhalten?

Unser Nähe- und Distanzverhalten besteht aus unseren natürlichen Bedürfnissen nach Verbundenheit und Autonomität. Es beschreibt den dynamischen Prozess im Rahmen von Beziehungen. 

Beziehungen sind immer von zwei entgegengesetzten Polen bestimmt. Die eine Kraft stellt Nähe und Verbindlichkeit zwischen den beiden Partnern her und die andere ist auf Unabhängigkeit und Autonomie ausgerichtet. Eine Energie ist bindend und die andere lösend. 

Erfüllte Beziehungen pendeln zwischen Nähe und Distanz.

In erfüllten Beziehungen sind diese Pole relativ ausgeglichen und pendeln zwischen Nähe und Distanz. Sie werden meist schon von Beginn an festgelegt und machen die Beziehung lebendig.

Je nachdem in welcher Lebensphase wir uns gerade befinden, verändern sich auch unsere Bedürfnisse, die wir zum Glücklichsein in Beziehungen benötigen.

Unsere Persönlichkeit entwickelt sich ein Leben lang weiter und somit auch unsere Beziehungsdynamik.

Nähe und Distanz in der Verliebtheitsphase 

In der Anfangszeit einer Beziehung verbringen wir meist sehr viel Zeit miteinander, was sich nach ca. 6 – 12 Monaten am Ende der Verliebtheitsphase oftmals reguliert.

Die Realität kehrt zurück und erst dann zeigt sich, ob die Beziehung wirklich Bestand hat und die wahre Liebe beginnt.
Deshalb ist diese Phase so wichtig, um herauszufinden, ob dieser Mensch wirklich zu einem passt.

Das Nähe- und Distanzverhalten macht sich schon in der Verliebtheitsphase bemerkbar.

Nähe- und Distanzverhalten in der Verliebtheitsphase

6 Fragen für die Basis einer Beziehung

  • Was ist mir wirklich wichtig in einer Beziehung?
  • Passt der Partner zu meinen Wünschen und Werten?
  • Hat mein Partner ähnliche Vorstellungen von einer Beziehung?
  • Warum möchte ich gerade mit diesem Menschen meine Zeit verbringen?
  • Haben wir gemeinsame Ziele?
  • Teilt mein Partner meinen Wunsch nach Nähe und Distanz?

Wenn Du beispielsweise ein großes Bedürfnis nach Nähe hast, ist ein dominanter und freiheitsliebender Partner eher nichts für Dich.

Durch Kommunikation und aktives Zuhören können wir herausfinden, was uns wirklich wichtig ist.

12 Fragen für mehr Nähe in der Beziehung

  • Kommuniziert Ihr Eure Bedürfnisse?
  • Sprecht Ihr offen miteinander?
  • Schafft Ihr Euch gemeinsame Rituale?
  • Gebt Ihr Euch gegenseitig Freiräume?
  • Lebt Ihr gemeinsame Interessen?
  • Welche Menschen sind Euch wichtig?
  • Begegnet Ihr Euch respektvoll?
  • Vermeidet Ihr Vorwürfe und Anklagen?
  • Welche Interessen sind für Euch essenziell?
  • Sprecht Ihr über Eure Gefühle?
  • In welchen Phasen seid ihr besonders nähe bedürftig?
  • Wie viel Zeit braucht Ihr für Euch?
  • Welche Priorität nimmt der Partner ein?

Dafür ist es wichtig, sich selbst und den Partner immer wieder neu zu reflektieren und im gemeinsamen Austausch zu bleiben.

Wenn sich die Beziehung nach der Anfangsphase einfach nicht vertiefen will oder einer der Partner unverbindlich bleibt, kann dies ein Anzeichen von Bindungsangst sein.

Lerne Dich selbst besser kennen und verstehen.

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Nähe und Distanz in unterschiedlichen Lebensphasen

Das Verhältnis von Nähe und Distanz variiert und bleibt nicht statisch. Einstellungen und Vorstellungen ändern sich, wir entwickeln uns.

Das Auspendeln dieser beiden Gegenpole findet immer wieder neu auf gesunde Art und Weise statt. Das ermöglicht unser Wachstum und auf partnerschaftlicher Ebene echte Co-Kreation, ein gemeinsamer Reifungsprozess als Paar.

Junge Menschen benötigen häufig mehr Freiräume für Ihre Selbstfindung. In der darauffolgenden Phase steht oft der Wunsch nach Verbindlichkeit wie Kinderwunsch, Heirat oder gemeinsame Wohnung im Vordergrund.
Nach Schicksalsschlägen kann der Wunsch nach Nähe und Geborgenheit stärker ausgeprägt sein.

Jede Veränderung bedeutet, dass sich der Partner mit verändert, damit die Beziehung weiter “funktioniert”.

Wenn nur ein Partner das Engagement für persönliches Wachstum mitbringt und der andere sich wünscht, dass alles so bleiben soll wie es ist, wird dieser Partner sich früher oder später trennen.

Trennungen sind grundsätzlich normal und wichtig. Wir durchlaufen unterschiedliche Lebensphasen und benötigen andere Menschen für unser Wachstum in verschiedenen Lebensbereichen.

Ich vergleiche das Leben gern mit einem Zug. Menschen steigen ein, fahren eine Zeit lang mit uns mit und steigen irgendwann wieder aus.
Die einen verbringen eine längere Zeit mit uns, anderen fahren nur zwei Haltestellen mit und verlassen den Zug dann wieder.

Nähe- und Distanzverhalten eine Frau, die am Zug steht

Wichtig ist, dass beide Partner Ihren eigenen Lebensweg verfolgen, sich gegenseitig den Freiraum lassen, sich zu entfalten und ihre Unterschiede als Bereicherung sehen.

Gehen die Unterschiede verloren, findet keine Entwicklung mehr statt.

Tipp zum Weiterlesen: Erfüllte Beziehungen

Wenn zu viel Unabhängigkeit und Unverbindlichkeit da sind, dann setzen wir uns nicht mehr wirklich mit dem Partner auseinander.

Herausforderungen werden nicht angenommen und diese Menschen befinden sich dann häufig in kurzen, wechselnden Paar-Beziehungen, in denen sich die Themen ständig wiederholen.

Diese Menschen sprechen dann davon, sich nicht „verbiegen“ zu lassen. Dabei wird meistens übersehen, dass sie anstehenden Wachstumsschritten aus dem Weg gehen. Dahinter steckt oft ein ambivalentes Bindungsverhalten.

In diesem Zusammenhang kommen häufig Äußerungen, dass die Frauen oder Männer „nun mal so sind“ oder „alle gleich“ oder sie „immer an den/die Falschen geraten“.

Sei mutig, übernehme Deine Selbstverantwortung und lerne Dich selbst besser kennen und verstehen.

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Vergangene Erfahrungen zu Nähe und Distanz

Oft erleben Menschen in der Kindheit ein Ungleichgewicht dieser beiden Grundbedürfnisse. Sie werden zu sehr vereinnahmt (Wunsch nach Distanz) – oder sie hatten das Gefühl, sich oft allein zu fühlen, dann kann es sein, dass sie später in Beziehungen zum „klammern“ neigen (Wunsch nach Nähe).

Tipp zum Weiterlesen: Die 4 Bindungstypen

Wenn wir in vergangenen Beziehungen das Gefühl hatten, uns eingeengt zu fühlen, werden wir oftmals in der neuen Liebesbeziehung eher nach Freiraum suchen. Gab es Lügen, sehnen wir uns nach Nähe und Verbundenheit.

Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz herstellen

In jeder Phase einer Beziehung ist es wichtig, dass beide Partner einander aktiv zuhören und miteinander kommunizieren.

Hier findest Du 100 Fragen für mehr Nähe in Deiner Beziehung:
Dein Geschenk

Anzeichen für mehr Nähe oder Distanz

16 Anzeichen für das Bedürfnis nach Nähe

  • Kontakt wird gesucht
  • Wunsch nach Verbindung
  • Gemeinsame Zeit verbringen
  • Wunsch nach emotionaler Nähe
  • Das Bedürfnis nach Anerkennung
  • Suche nach Verbundenheit und Gemeinsamkeiten
  • Wunsch nach Berührungen oder körperliche Nähe
  • Aufrichtiges Interesse am Partner
  • Lebhafte Kommunikation
  • Das Anliegen gemeinsam zu teilen
  • Der Wunsch nach gegenseitiger Unterstützung
  • Positive Erinnerungen schaffen
  • Sich gegenseitig wahrhaftig sehen, hören und fühlen
  • Körperliche Nähe zulassen
  • Ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und aktives Zuhören
  • Dem Partner mit Respekt begegnen

15 Anzeichen für das Bedürfnis nach Distanz

  • Zeit für sich selbst haben
  • Die Bitte nach Freiraum
  • Persönlichkeitsmerkmale wollen gelebt werden
  • Zeit für Selbstreflexion
  • Körperliche Entfernung vom Partner
  • Wunsch nach Veränderung oder Neuausrichtung
  • Gelegenheit für eigene Interessen
  • Zeitraum für Entwicklung und Wachstum
  • Phasen der Ruhe und Klarheit
  • Emotionale Themen zuerst mit sich selbst ausmachen
  • Freundschaften pflegen oder neue Freundschaften knüpfen
  • Persönliche Weiterentwicklung
  • Loslassen der Vergangenheit
  • Impulsen folgen und neue Erfahrungen machen
  • Entwicklung neuer Ideen 
Nähe- und Distanzverhalten: über Bedürfnisse sprechen

Über Bedürfnisse sprechen

Eine erfüllte Beziehung braucht Austausch und Nähe.
Persönliche Entwicklung und Selbstentfaltung benötigt Zeit.
Menschen haben unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse.
Sprecht darüber und zieht Euch nicht wortlos zurück. Beziehe den Partner/in mit ein, damit er weiß wo Du aktuell stehst.

Der Wunsch nach Distanz bedeutet nicht, dass die Beziehung in Frage gestellt wird. Distanz löst anschließend wieder ein Bedürfnis nach Nähe aus.

Bringt Eure Bedürfnisse miteinander in Einklang. Wenn Du Deinen Partner an Deinen Wünschen teilhaben lässt, entsteht emotionale Nähe.

Wenn Du wesentliche Bereiche Deines Lebens ausklammerst oder Dich nicht für die Vorlieben Deines Partners interessierst, vergrößerst Du die Distanz.

10 Möglichkeiten der Kommunikation über Bedürfnisse

  • Kommuniziert offen und transparent miteinander
  • Vereinbart Zeiten für Nähe und Distanz
  • Seid ehrlich und zuverlässig: Tun, was Du sagst. Sagen, was Du tust.
  • Vereinbart Zeichen für den Wunsch nach Nähe oder Distanz
  • Respekt vor den Wünschen des Partners
  • Klare Kommunikation Eurer Bedürfnisse
  • Gemeinsame Entscheidungen treffen
  • Sprecht über Ängste zum Thema Nähe und Distanz
  • Legt Rückzugsorte für jeden fest
  • Teile Deine Gefühle mit 

Kleiner Auszug meiner Geschichte

Du hast mich geboren
Ich habe Dich aus dieser Welt hinausbegleitet.
Ein unsichtbares Band hat uns verbunden.

Meine tiefe Dankbarkeit
für alles was wir zusammen erleben durften. 

Nähe- und Distanzverhalten: Meine Mutter und Nicole

Meine Kindheit

Als Einzelkind wuchs ich auf, obwohl wir guten Kontakt zu meiner Halbschwester und deren 3 Kinder hatten, die in meinem Alter waren. Bei ihnen kamen wir auch für längere Zeit unter, wenn es mit meinem Vater wieder besonders schlimm wurde. 

Mein Vater war Alkoholiker und oft aggressiv und unberechenbar. 
Meine Mutter hatte Angst, die Haustür zu öffnen, wenn er abends nach Hause kam. Das habe ich dann übernommen. Ich kam gerade mit den Händen an die Türklinke. Ich habe ihn dann ins Wohnzimmer begleitet und betreut, bis er einschlief. Meine Eltern stritten viel und waren oft krank. 

Einige Krankheiten im Überblick:
Mutter: Verlust des Geruchssinns, Gürtelrose, Migräne, Parodontose, Skoliose, Schilddrüsenentfernung, Handekzeme (offene Hände), grauer Star

Vater: Kettenraucher, Raucherbein, Amputation des Beines, Alkoholiker, Lungenkrebs, Hämorriden

Das hatte zur Folge, dass ich nie mit dem Rauchen begonnen habe (ausprobiert ja). Mit Alkohol habe ich Erfahrungen gemacht und heute trinke ich eher wenig, ca. 1-2x Alkohol im Monat. Ich hatte die üblichen Kinderkrankheiten und einzige ernsthafte Krankheit war ein Prolaktinom, weshalb ich nicht schwanger werden konnte (seit 4 Jahren geheilt).

Da ich ein begeisterungsfähiger, liebevoller Mensch mit sehr viel Power und aktiv gelebter Sexualität bin, die sich ja auch weiterentwickelt – habe ich meinen Männern in Beziehungen immer Sicherheit vermittelt. Der “Fels in der Brandung”, wie einer oft sagte. Die Männer liegen mir besonders am Herzen.
Wenn es keine gemeinsame Weiterentwicklung mehr gab, trennten sich unsere Wege.
Ich bin mit allen vergangenen Partnerschaften im Frieden und war lange Zeit mit einigen Expartnern noch befreundet.

Mein großes Selbstvertrauen und der Glaube an mich selbst haben mich bisher durch alle Lebenslagen navigiert.

Meine Mutter achtete auf gesunde Ernährung und kaufte Lebensmittel im Reformhaus oder auf dem Wochenmarkt. 
So lernte ich alles über gesunde Ernährung.

Von ihr habe ich die Liebe zum Lesen übernommen und wir waren häufig in der Stadtbücherei, um neuen Lesestoff zu besorgen. Ganze Tage haben wir dort verbracht. Die vielen Bücher, der Geruch, das alles hat mich fasziniert und ich habe diesen Ort geliebt.

Als Kind habe ich heimlich über viele Monate ein Buch geschrieben, was ich vor meinen Eltern versteckt habe. Es war ein riesiger Packen Din-4 Seiten: Vorder- und Rückseiten mit der Hand geschrieben – ich weiss heute nicht mehr, worum es ging.

Von meinem Vater lernte ich das Schach- und Fußballspielen und wir machten viele verrückte Dinge und lachten zusammen.

Meine Kindheit war auch begleitet von Angst, Trauer und Tod.
Ich fragte mich: „Warum ist das so?“ 
Meine Eltern waren das erste Paar, was ich coachte und damals musste ich das tun.
Ich stellte mir viele Fragen in dieser Zeit. Und ich fing an zu lesen.

Bereits mit 12 Jahren hatte ich sehr viele Bücher über positives Denken, Persönlichkeitsentwicklung und Bücher vieler bekannter Lehrer, wie Hermann Hesse, Eckhart Tolle, Elisabeth Kübler-Ross, Osho gelesen, die ich alle unter meinem Bett verstaute, denn ich las sehr viel und sehr schnell (4- 5 Bücher pro Woche), meine Mutter war jedes Mal erstaunt. Heute weiß ich, dass ich hoch-bzw. vielbegabt bin, eine Scanner-Persönlichkeit.

Meine Mutter und ich waren jeden Tag draußen im Wald und auch sonst erkundeten wir sämtliche Spielplätze in der Umgebung. 

Mit ca. 5 Jahren hatte ich eine Nahtod-Erfahrung durch Gewaltanwendung. Meine Mutter konnte mir in letzter Sekunde helfen.
Einige Jahre später konnte ich sie befreien und ihr das Leben retten.

Mein Opa, den ich über alles liebte, verstarb in dieser Zeit nach schwerer Krankheit. 

Ich war sehr dünn und hatte Untergewicht. Essen war für mich mit unangenehmen Erfahrungen verknüpft, da mein Vater oft psychische Gewalt anwendete oder mich schlug, wenn ich etwas nicht mochte oder aufaß.

Das war immer schmerzhaft, da er Boxer war und Gegenstände nutzte, die in der Nähe lagen.
Danach war ich die nächsten Stunden außer Gefecht gesetzt, manchmal wurde ich ohnmächtig oder weinte in meinem Zimmer, oft hatte ich starke Schmerzen. Meine Mutter konnte mir nicht sofort helfen, weil er meine Zimmertür abschloss. 

In der Schule wurde ich gefragt, woher die Verletzungen kamen und ich durfte nie den wahren Grund nennen.

Einmal schlug er mit der Pfanne auf meine Mutter ein, da ging ich dazwischen. Das war nie eine gute Idee, aber ich tat es immer wieder. 

So lernte ich schon früh, mich auf mich selbst zu verlassen. Ich fühlte, dass es einen Ort in mir gibt, der von allem unberührt blieb, was um mich herum passierte. Dieser Ort gab mir Sicherheit, wenn ich mal wieder Stubenarrest hatte oder mein Vater mich in meinem Zimmer einschloss. Ich entwickelte eine große Stärke aus mir selbst heraus.

Ich musste aufpassen und wusste nie, was mich erwartet, wenn ich nach Hause kam, da die Stimmung sehr schnell umschlug. So lernte ich schon früh, sehr achtsam zu sein.

In den Ferien fuhren wir in den Wanderurlaub nach Österreich oder nach Sylt. Ich liebte das wandern und hatte immer „Heimweh“ in die Berge, wenn wir wieder zurück waren. Von meiner Mutter habe ich die Liebe zur Fotografie geerbt.

Die Samstage waren für mich etwas Besonderes. Ich ging mit meinem Vater in die Innenstadt bummeln. Er war bekannt in unserer Kleinstadt und wir trafen jede Menge Menschen, blieben stehen, schnackten oder ich bekam etwas geschenkt. 

Meinen Vater habe ich als sehr großzügig in Erinnerung. Wir liefen Hand in Hand durch die Fußgängerzone und verschränkten dabei die einzelnen Finger miteinander. Er sagte immer: „Damit Du mir nicht verloren gehst.“ 

Vorher gingen wir über den Wochenmarkt, wo ich 3 Mini-Bratwürstchen mit Senf bekam. Heute esse ich nur noch selten Fleisch.
Danach trafen wir uns mit meiner Mutter beim „Chinesen“, unserem Lieblingsrestaurant. Das taten wir fast jeden Samstag. 

Meine Schulzeit

In der Grundschule war ich noch sehr gut und später ist mir aufgefallen, dass ich viel lieber lerne, wenn die Lehrer motiviert sind, ihren Beruf lieben und Freude an Menschen und deren Weiterentwicklung haben. Das habe ich so übernommen und heute sind meine Coachings mitreißend und abwechslungsreich gestaltet, sowie von Authentizität geprägt.

Sport, Deutsch, Kunst, Geschichte, Religion und Musik waren meine Lieblingsfächer.

Mit ca. 7 Jahren begann ich, jeden Sonntag allein in die Kirche zu gehen. Meine Eltern waren sehr erstaunt und konnten mich auch nicht davon abbringen. Ich kannte die Kinderbibel in- und auswendig und die Kirche strahlte irgendwie Schutz und Sicherheit auf mich aus. Ich sehe mir auch heute noch gerne Kirchen an und zünde dann Kerzen für meine Eltern an.

Vor vielen Jahren praktizierte ich ca. 8 Jahre intensiv den japanischen Nichiren-Buddhismus der Soka Gakkai.
Meine Veranstaltungen waren sehr beliebt und es waren teilweise so viele Menschen im Wohnzimmer, dass sie auf der Rückenlehne des Sofas Platz nahmen, weil der Fußboden bereits voll besetzt war.
Heute gehöre ich keiner Glaubensrichtung mehr an.

Ich engagierte mich in der Schulgemeinschaft und habe dabei immer meinem eigenen Weg vertraut. Schon damals war ich „Anführerin“, oft Klassensprecherin oder Vertreterin und kümmerte mich um die Schwächeren.

Ich wuchs hauptsächlich mit klassischer Musik auf und jedes Jahr zu Weihnachten gingen meine Mutter und ich ins Stadttheater, wo Mozarts Fledermaus aufgeführt wurde. Wir waren viel im Theater und später in der Staatoper Hamburg.

Leistungsschwimmen

Meine Mutter war dabei, als ich Seepferdchen machte und feuerte mich vom Beckenrand aus an. 
Die anderen Kinder lachten mich aus, weil ich Angst vor dem „großen Becken“ hatte. 
2 Jahre später war ich Leistungsschwimmerin und da lachte keiner mehr. 

Sie begleitete mich anfangs, wenn ich Schwimm-Training hatte und sie wartete dort auf mich.
Später fuhr ich dann allein mit dem Fahrrad und oft schon vor der Schule und abends dann nochmal.
Donnerstagabend waren wir im Kraftraum und an den Wochenenden hatte ich Schwimm-Wettkämpfe.

Mein Leben bestand in dieser Zeit fast nur aus Schule und Schwimmen und nach einigen Jahren machte mir der Schwimmsport keine Freude mehr. 
Meine Augen waren permanent gerötet vom Chlorwasser und mein Trainer war sehr streng. Unser Schwimmstil wurde auf Video aufgenommen und bewertet. Ich wollte mit dem schwimmen aufhören.

Mein Vater war dagegen, denn ich war talentiert und schnell und er war stolz auf meine Leistung (beste Disziplinen Freistil, Rücken- Brust- & Lagenschwimmen).

Diese Situation wurde mir zu viel und ich war deprimiert. Meine Mutter spürte das irgendwann, sprach mit meinem Vater und ich durfte mit dem Schwimmen aufhören. 

Meine Jugend

Als mein Vater nach jahrelanger, schwerer Krankheit starb war ich 14 Jahre alt. Ein halbes Jahr später verstarb auch meine geliebte Oma. 

Ein halbes Jahr vor seinem Tod, hatten wir eine schwere Auseinandersetzung, wo er einen Kerzenlöscher nach mir warf, denn er konnte nicht mehr aufstehen. Seine Worte haben mich sehr getroffen – viel mehr als der Schlag. Ich fühlte mich verletzt und hörte auf, mit ihm zu sprechen.

Eine Woche vor seinem Tod zwang mich meine Mutter, zu ihm zu gehen und mich zu entschuldigen. Es war klar, dass er nicht mehr lange leben würde. Heute bin ich ihr sehr dankbar dafür. Mein Vater nahm mich in seine Arme und weinte bitterlich.

Meine Mutter erlebte mit mir meine “erste große Liebe” und freundete sich mit der Mutter meines damaligen Freundes an. 
In dieser Zeit lief es schlecht zwischen uns, denn sie schlug mich auch und so wollte ich einfach nicht mehr leben, ich wollte endlich frei sein. 
Mit 17 Jahren zog ich von zu Hause aus und sie unterstützte mich finanziell in dieser Anfangszeit. 

Durch die räumliche Trennung wurde unser Verhältnis wieder besser. Sie war bei jedem meiner Geburtstage dabei, wenn sie nicht gerade wieder die Welt bereiste, was sie viel und häufig tat. 

Meine Freunde schätzten sie, suchten ihre Nähe und besuchten sie sogar. Sie war sehr offen und interessiert und trug unglaublich viel Weisheit in sich. 

Nähe- und Distanzverhalten: Meine Mutter in Krempe

New York

2001 flogen wir zum zweiten Mal zusammen nach New York. 
Wir wohnten bei unseren Verwandten in Queens und waren beim Endspiel der US-Open dabei, was ein Verwandter organisierte. Auf der Aftershow-Party lernten wir viele bekannte, amerikanische Persönlichkeiten kennen, was ich damals sehr spannend fand.

Am nächsten Tag waren wir in Downtown, Mänhatten und wollten hoch auf das Word Trade Center. Wir aßen unten auf dem großen Platz zu Mittag und stellten uns danach in der langen Schlange unten im Gebäude an. 
Dann fing an es plötzlich an zu regnen und meine Mutter sagte: „Nicole, das lohnt sich heute nicht, da wir dann oben keine gute Sicht haben. Wir kommen gleich morgen früh wieder.”
Okay. Gesagt, getan. 

Ich weiß es noch wie heute. Ich ging am nächsten Morgen zum Duschen ins Bad und hörte meine Mutter, die an die Tür klopfte. Ich wunderte mich und als ich dann ins Wohnzimmer trat, fand ich meine Mutter und meine Tante vor dem Fernseher wieder. 

In diesem Moment krachte gerade das zweite Flugzeug in das Word Trade Center. Ich dachte erst, das ist ein Film. 
Wir wären eine halbe Stunde später genau dort gewesen.

Ich versuchte meinen Freund zu erreichen, um ihm zu sagen, dass es uns gut ging. Als er endlich dran war, wusste er noch gar nichts davon. Er rief dann später zurück und weinte. Danach brach die Telefonleitung komplett zusammen. 

Wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, was das für Konsequenzen hatte.

Lange Stunden saßen wir vor dem Fernseher, doch es war bestes Wetter in New York. Und wir brauchten Ablenkung, da unser Rückflug ja erst in 14 Tagen ging. Also beschlossen wir shoppen zu gehen.

Wir standen an der Bushaltestelle und warteten auf den Bus. 
Wir mussten 3 Busse vorbeifahren lassen, da sie überfüllt waren mit aufgeregten und rußbedeckten Menschen, die aus Manhatten kamen. 

Endlich konnten wir einsteigen und es war sehr bedrückend, den unter Schock stehenden, teilweise traumatisierten Menschen zu begegnen und mit ihnen zu sprechen. In der Ferne sahen wir Rauchwolken über Manhatten aufsteigen. 

Ich wollte mir Turnschuhe kaufen und so checkten wir in ein riesiges Einkaufscentrum ein, wo ich diverse Turnschuhe anprobierte. 

Plötzlich eine Stimme über mir. 
Ich richtete mich auf und sah den bis dato attraktivsten Mann vor mir stehen. Ein Cop in Uniform mit muskulösen Armen und bestimmt zwei Meter groß.

Er wiederholte seine Frage, woher ich komme und fragte dann, ob er mir die Stadt zeigen dürfte. Ich lehnte ab. 
Wenig später kam er wieder auf mich zu.
Er gab mir einen Zettel mit seiner Telefonnummer, bat mich, ihn anzurufen und verschwand wieder. 
Ich habe mich nicht mit ihm getroffen, habe seine Telefonnummer aber 3 Jahre lang aufgehoben.

Die nächsten Tage in New York waren sehr skurril. Es gab eine Bombendrohung, als wir in der Subway waren. Durch den Trümmerstaub war die Sicht eingeschränkt und alles wirkte sehr gespenstisch. 

Einige Tage später gingen wir bis zu den Absperrungen und sahen die Busse mit den übermüdeten Helfern vorbeifahren. Wir sahen weinende und verstörte Menschen und ein riesiges Blumenmeer mit Kränzen, Kerzen und Schriftrollen für die Verunglückten des 11. Septembers.

Meine Mutter und die Demenz

Durch die früheren Erlebnisse mit meinem Vater geprägt, ging meine Mutter nie wieder eine Beziehung mit einem Mann ein. 

Sie hatte eine Freundin, mit der sie zusammen reiste und regelmäßigen Kontakt zu mir. 
Ihr gelang es nicht, die alten Erfahrungen zu transformieren und sie hatte starke, chronische Schmerzen. Sie wurde vergesslicher.

Nach einigen Jahren machten wir uns auf, in die Spezialambulanz für Gedächtnisstörungen im UKE. Sie war sehr aufgeregt.
Zu diesem Zeitpunkt war die Demenz bereits fortgeschritten. 

Es folgten die Beantragung von Pflegestufen, was am Anfang sehr beschwerlich war. Denn wenn die Gutachter zu meiner Mutter nach Hause kamen, war sie „plötzlich“ total klar und die Pflegestufe wurde nicht genehmigt. Ein Phänomen, was häufig bei Demenzkranken in der ersten Phase auftritt. 

Ich las bestimmt 6 Bücher über Demenz und Alzheimer, um sie bestmöglich zu unterstützen. Es war ein intensiver Weg für uns beide.

Meine Hilfe war irgendwann nicht mehr ausreichend. Die Bedienung der Waschmaschine war nicht mehr möglich und das Telefon war ständig „besetzt“, weil sie damit nicht mehr umgehen konnte.

Essenszeiten wurden vergessen und ich engagierte „Essen auf Rädern“ und eine Pflegekraft, die 2x pro Tag für die Medikamentenvergabe vorbeikam. 3x pro Woche wurde sie abgeholt zur Tagespflege.

Später war der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört und sie rief mich nachts an und saß angezogen mit Mütze auf ihrem Bett. 

In dieser Zeit kümmerte ich mich bereits um alle schriftlichen Angelegenheiten und hielt Ihre Wohnung sauber. Ich war damals machmal überfordert. Der Austausch mit Partner und Freunden half mir. 

Ein Bekannter erzählte von einer Demenz-WG, die neu eröffnet werden sollte und ich hatte das Glück, dass sie dort einen Platz bekam. 

Sie bekam ihr eigenes Zimmer und es gab einen großen, offenen Wohnbereich mit kleinem Garten, jede Menge kreativer Aktivitäten und sie wurde zusammen mit 7 weiteren Demenzkranken liebevoll und wertschätzend betreut.
Diese Einrichtung war 5 Minuten von meinem damaligen Arbeitsplatz, der Sparda-Bank Hamburg entfernt und so besuchte ich sie häufig in meiner Mittagspause. 

Wir saßen dann zusammen im Garten, spielten „ich sehe was, was Du nicht siehst“ und die anderen Demenzkranken spielten begeistert mit, da sie meine Energie liebten. Es wurde selten etwas erraten, aber darum ging es auch gar nicht. Wir hatten eine gemeinsame Aufgabe, konnten zusammen lachen, Spaß haben und den Moment genießen. 

Sonntags trafen wir uns mit allen Angehörigen in der WG und mein Mann spielte Gitarre und wir sangen dazu.

Sie sprach immer wieder von New York und dass sie unbedingt nochmal dorthin wollte. So fasste ich den Entschluss, ihr diesen Wunsch zu erfüllen und wir flogen zu Dritt los. 

In einem Rollstuhl fuhren wir mit ihr quer durch New York und auch die Verwandtschaft freute sich, sie nochmals wiederzusehen. 

Eine große Überraschung war, als ich vor Tiffany´s, 5th Avenue einen Heiratsantrag bekam. Danach durfte ich mir dort einen Ring aussuchen.

Auf der Hochzeit sah sie sehr hübsch aus in ihrem grauen Anzug. Sie war lange mit dabei und hat später sogar getanzt. 
Zwischendurch hat sie vergessen warum wir eigentilch feierten, doch die ausgelassene Stimmung übertrug sich auf sie und wir haben sie immer liebevoll mit einbezogen.

Unser ausgeprägter Humor und bedingungsloses Mitgefühl haben uns unentwegt durch alle noch so aufwühlenden Situationen begleitet.

Nähe- und Distanzverhalten: Meine Mutter vor unserer Hochzeit

Wir nahmen sie häufig mit zu Theater- oder Konzertbesuchen. Auch wenn sie die Handlung nicht mehr verstand, war sie immer begeistert mit dabei, besonders Musik liebte sie. 

Einmal saßen wir wieder beim Phantom der Oper in der 2. Reihe. Wir hatten das Musical bestimmt schon 5x gesehen. Meine Mutter war happy und pfiff sofort überschwänglich zur Musik mit. Ich konnte sie dazu bewegen, etwas leiser mit zu summen.
Dazu brauchte ich jede Menge Geduld und einen langen Atem, da sie das Gesagte ja sofort wieder vergaß und fröhlich weiter trällerte.

Wir gingen zusammen Eisessen, das liebte sie und wenn ich sie fütterte, dann beeinträchtigte das unsere Stimmung ganz und gar nicht. Wir hatten viel Freude an unserem Zusammensein, obwohl damals kaum noch verständliche Kommunikation stattfinden konnte.

Unsere ganz eigene Sprache fand durch Mimik und Gestik statt und ich schaffte es irgendwie immer, sie zum lachen zu bringen. Das waren für mich besonders berührende Momente.

Danach folgten Krankenhausaufhaltente und meine Mutter benötigte stärkere Pflegehilfe, die ich dort nicht mehr bezahlen konnte. 

Wir, die Angehörigen-Gemeinschaft hatten eine GbR gegründet und beschäftigten einen externen Pflegedienst, der von den Kosten her nicht gedeckelt war. 

Wir zogen also um ins Therapiezentrum am Wehbers Park was 5 Minuten fußläufig von meiner damaligen Wohnung entfernt lag.
Ich war regelmäßig in der Einrichtung und hatte engen Kontakt zu den engagierten und liebevollen Mitarbeiter/innen.
Meine Hochachtung an dieser Stelle.

Es folgten Jahre, in denen sie im Rollstuhl saß und mich nicht mehr erkannte. Das war am Anfang schwer für mich. 

Dann gab es Momente, wo das gesamte Haus eine Weihnachtsfeier veranstaltete, zu der ich später dazukam. 
Ich blickte in die große Runde von Menschen und suchte sie.
Plötzlich winkte mir jemand von weitem zu: Meine Mutter. Sie hatte mich erkannt. 

Es war selbstverständlich, dass sie immer gut gekleidet war, denn das war ihr früher wichtig. So sah sie immer ganz zauberhaft aus, mit über 80 Jahren in Jeans, Hoodie und leichten Nike-Turnschuhen, wenn wir gemeinsam mit dem Rollstuhl los zogen.

Sie war beliebt beim Pflegepersonal, weil sie fast immer strahlte.
In der Demenz konnte sie glücklich sein und den Moment genießen. Denn mehr hatte sie nicht.

Nach 5 Jahren entschloss ich mich, beruflich nach Österreich zu gehen, um dort Menschen psychologisch im Rahmen einer Auszeit zu unterstützen.
Ich hatte bereits neben meinem Vollzeitjob entsprechende Aus- und Weiterbildungen absolviert und wollte nun endlich meiner Berufung folgen, da mich meine Tätigkeit in einer Bank nicht mehr erfüllte.

Das brachte einen Prozess in Gang, da es große Veränderungen mit sich bringen würde.

Meine Mutter und ich waren eng verbunden und ich hatte immer das Gefühl, dass sie spürte, wenn ich bei ihr war. Der Abschied war irgendwie unwirklich. 

Genau 3 Monate später bekam ich nachts einen Anruf aus dem UKE, dass meine Mutter eingeliefert wurde und der Sterbeprozess bereits begonnen hatte. 

Meine Mitbewohnerin buchte einen Flug für mich, da ich zu aufgeregt war und ich flog noch am selben Tag zurück nach Hamburg. 

Ich habe es noch rechtzeitig geschafft und ich durfte die letzten 5 Stunden gemeinsam mit ihr verbringen. Sie war nicht mehr ansprechbar, doch ich konnte neben ihr liegen und ihre Hand halten.

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https://neu.alzheimer-hamburg.de

Eine Liebesgeschichte. Wie alles begann 

Meine Eltern hatten bis zu meiner Geburt schon mehr als ihr halbes Leben gelebt. Meine Mutter war 43 Jahre, mein Vater 54 Jahre alt. 

Mein Vater hatte bereits eine Ehe mit 2 Kindern hinter sich und war lange Zeit bei der Marine und während des 2. Weltkrieges in U-Booten und auf Zerstörern, was meine Liebe zu Schiffen erklärt. 

Er war in jüngeren Jahren ein bekannter Fußballspieler seiner Region und Boxer. 

Meine Mutter hat im 2. Weltkrieg als junges Mädchen die Flucht miterlebt und ist später auf einem Auswandererschiff mit Millionen anderer Deutsche von Hamburg in die USA ausgewandert. 

Dort begann ihr “richtiges Leben” und sie genoss ca. 20 Jahre in New York Ihre Freiheit.

Sie waren viel in der Metropoliten Opera und es gab ein berührendes Foto, wo meine Mutter neben ihrem schwulen Freund im Cabrio sitzt und beide Händchen halten. Sie waren Soulmates und eng verbunden.
Ihr damaliger Freund saß auf dem Rücksitz. Für ihn war das völlig okay. 

Mit Anfang 40 entschied sie sich, nach Deutschland zurückzukehren, da es ihren Eltern gesundheitlich nicht gut ging.
So begann die Liebesgeschichte meiner Eltern. 

Meine Mutter und mein Vater lernten sich in Elmshorn (Nähe Hamburg) bei General Foods kennen, einem großen US-Nahrungsmittelkonzern (später Kraft Foods/Philip Morris Konzern).

Sie war dort im Vorstandsbereich als Fremdsprachen-Korrespondentin tätig. Aufgrund ihrer guten Englischkenntnisse war sie bei den Vertragsverhandlungen dabei, die zwischen den deutschen und US-Vorständen in Hamburg stattfanden.

Mein Vater leitete eine Produktionsabteilung in diesem Unternehmen mit ca. 100 Mitarbeitern, fast ausschließlich Frauen. 
Meine Mutter erzählte mir später, dass viele Frauen in ihn verliebt waren und eifersüchtig, als sie mitbekamen, dass die beiden ein Paar wurden.

Mein Vater war ein attraktiver, dunkelhaariger Mann, eloquent und humorvoll.
Er ging immer zu Fuß zur Arbeit, um den Weg nach Hause zum Abschalten zu nutzen. Irgendwann sah er meine Mutter vor sich gehen, die ihm schon in der Firma aufgefallen war, wenn er hoch ins Vorstandssekretariat musste. 

Eine blonde, schlanke und zarte Persönlichkeit, zumeist im adretten Etuikleid. Sie hatte eine freundliche, natürliche Ausstrahlung und eine leicht zurückhaltende Art. 

Diese Frau faszinierte ihn total und eines Tages passte er sie heimlich nach Feierabend ab und folgte ihr in einigem Abstand. 
Er stellte überrascht fest, dass sie im gleichen Häuserblock wohnten.

Sie war ihm noch nie begegnet und sie hatte andere Arbeitszeiten als er. 
Nun wusste er mehr und bekam nach und nach ihre Dienstzeiten heraus. Er folgte ihr häufiger in einigem Abstand, da sie ja sowieso in die gleiche Richtung mussten. 

Nach vielen Wochen war es dann soweit. Er sprach sie endlich mit klopfenden Herzen an. 

Meine Mutter war anfangs sehr zurückhaltend, aber mein Vater blieb hartnäckig, ließ seinen Charme spielen und er tat alles dafür, seinen Dienst so abzustimmen, dass er mit meiner Mutter zusammen nach Hause gehen konnte. 

Nach einigen Monaten dann, auf dem gemeinsamen Nachhauseweg des intensiven Austausches, bei dem sie viel zusammen lachten – lud er sie endlich auf einen Kaffee ein und der Rest ist Geschichte. 

Meine Mutter wurde nach einem halben Jahr schwanger und meine Eltern heirateten. 

Ich bin meinen Eltern zutiefst dankbar. Sie haben mir alles gegeben, was sie mir geben konnten und ich durfte durch sie meinen Lebenssinn erkennen. Danke von Herzen, ihr wunderbaren Menschen.

2 Kommentare zu „Nähe- und Distanzverhalten“

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