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Entwicklung der Bindungstheorie

Die Psy­cho­lo­gen Mary Ains­worth und John Bowl­by haben die Bin­dungs­for­schung aktiv vor­an­ge­trie­ben und die 4 Bin­dungs­ty­pen ent­wi­ckelt. Dem­nach ist das ers­te Jahr im Leben eines Kin­des beson­ders prä­gend, weil sich hier das Urver­trau­en ent­wi­ckelt, was sie von Ihren Bezugs­per­so­nen ler­nen.

Urvertrauen in Beziehungen

Das Urver­trau­en ist beson­ders wich­tig, um sich den spä­te­ren Her­aus­for­de­run­gen des Lebens erfolg­reich stel­len zu kön­nen und Resi­li­enz zu ent­wi­ckeln.

Wenn Du also eine siche­re und lie­be­vol­le Bin­dung zu Dei­nen Eltern bzw. Bezugs­per­so­nen auf­bau­en konn­test, dann prägt das Dein spä­te­res Bezie­hungs­le­ben im Erwach­se­nen­al­ter.

Babys haben nur weni­ge Mög­lich­kei­ten sich aus­zu­drü­cken, da sie sich noch nicht arti­ku­lie­ren kön­nen. Sie sind in die­sem früh­kind­li­chen Sta­di­um kom­plett auf Ihre Bezugs­per­so­nen ange­wie­sen, dass ihnen Lie­be, kör­per­li­che Nähe, Für­sor­ge und Zuver­läs­sig­keit ent­ge­gen­ge­bracht wird.

Wenn Du Dich also sicher und gebor­gen gefühlt hast, wirst Du spä­ter bei ande­ren Men­schen auch leicht Ver­trau­en auf­bau­en kön­nen und Dich auf die Unter­stüt­zung ande­rer Men­schen ver­las­sen.

Die 4 Bindungstypen und Familie mit Neugeborenen

Entstehung der Bindungstypen

Die Psy­cho­lo­gin Mary Ains­worth mach­te ein Expe­ri­ment, um die Qua­li­tät der Bin­dung zwi­schen 1 bis 1,5‑jährigen Kin­dern und deren Bezugs­per­so­nen zu erfor­schen. Das Geschlecht spielt dabei kei­ne Rol­le:

Die Mut­ter las ein Buch, wäh­rend das Kind spiel­te. Eine frem­de Frau betrat den Raum, und nahm Kon­takt zu dem Kind auf. Die Mut­ter ver­ließ den Raum und kam spä­ter zurück, wäh­rend die frem­de Frau beim Kind blieb.

Die Kin­der reagier­ten sehr unter­schied­lich auf die­se Situa­ti­on. Auf die­ses Expe­ri­ment hin lei­te­te Ains­worth die 4 Bin­dungs­ty­pen ab.

Bindungstyp A Unsicher vermeidende Bindung

Als die Mut­ter den Raum ver­ließ haben die­se Kin­der ein­fach wei­ter­ge­spielt Es sieht so aus, als wären die­se Kin­der selbst­be­wusst. und sicher gebun­den. Das Gegen­teil ist der Fall. Die­sen Kin­dern ist es nicht mög­lich, ihre Gefüh­le offen zu zei­gen, da sie sich ver­un­si­chert füh­len.

Die Bezugs­per­so­nen sind häu­fi­ger nicht auf Ihre Gefüh­le ein­ge­gan­gen.

Bindungstyp B Sichere Bindung

Die­se Kin­der fin­gen an zu wei­nen und zu schrei­en, als die Mut­ter den Raum ver­lies. Sie zeig­ten deut­lich Ihre Gefüh­le. Als die Mut­ter zurück­kam, freu­ten sie sich und beru­hig­ten sich sehr schnell wie­der, um dann wei­ter zu spie­len.

Die­se Kin­der ver­trau­en ihren Bezugs­per­so­nen.

Bindungstyp C Unsicher-ambivalente Bindung

Die­se Kin­der waren unsi­cher, ver­ängs­tigt und sehr pas­siv. Sie ver­su­chen die Tren­nung zu ver­mei­den. Sie brauch­ten sehr viel Zeit, um sich zu beru­hi­gen und die Mut­ter wie­der los­zu­las­sen. 

Sie haben nicht gelernt, sich auf die Bezugs­per­so­nen zu ver­las­sen, da sie mal reagie­ren und mal nicht. 

Bindungstyp D Unsicher-desorganisierte Bindung

Die­se Kin­der reagier­ten sehr chao­tisch, als die Mut­ter zurück­kam. Sie waren sehr ambi­va­lent im Ver­hal­ten, teil­wei­se sogar aggres­siv.

Es besteht kei­ne gute Bin­dung und Ver­trau­en zu den Eltern, evtl. haben sie schon trau­ma­ti­sche Erleb­nis­se erfah­ren.

Die 4 Bindungstypen und ein glückliches Paar

Die 4 Bindungstypen bei Erwachsenen

Die­se „Pro­gram­me“ bzw. Ver­hal­tens- und Bezie­hungs­mus­ter bestim­men unse­re spä­te­ren Bezie­hun­gen und wie wir eine Bezie­hung gestal­ten.

Wenn wir uns des­sen bewusst sind, kann uns der Bezie­hungs­typ dabei hel­fen, unse­re ein­schrän­ken­den Glau­bens­sät­ze auf­zu­lö­sen, um lie­be­vol­le und erfüll­te Bezie­hun­gen zu füh­ren.

Bindungstyp A Unsicher vermeidende Bindung

Die­se Men­schen wir­ken unab­hän­gig und ande­ren Men­schen gegen­über oft des­in­ter­es­siert oder gleich­gül­tig. Sie spre­chen nicht gern über sich oder ihre Gefüh­le und lie­ben Small-Talk. Sie schrei­ben lie­ber, als zu tele­fo­nie­ren, um emo­tio­na­le Nähe abzu­weh­ren. Oft igno­rie­ren sie Ihre/n Liebste/n und wen­den sich ande­ren, eher unbe­kann­ten Per­so­nen zu (wie Ihre Bezugs­per­so­nen).

Bei Unstim­mig­kei­ten oder Tren­nun­gen wir­ken sie so, als wäre nichts gewe­sen. Ihnen fehlt es an Selbst­ver­trau­en und sie haben gro­ße Ver­lust­angst. In Bezie­hun­gen blei­ben sie oft inner­lich distan­ziert oder ver­hin­dern emo­tio­na­le Nähe. Oder sie ver­hal­ten sich wenig bin­dungs­ori­en­tiert. Am Anfang schei­nen sie emo­tio­nal ver­füg­bar und spä­ter scheint ihr Inter­es­se abzu­neh­men.

  • Angst vor Ver­ein­nah­mung
  • Eher ober­fläch­li­che Bin­dun­gen, auf­grund von Bin­dungs­angst
  • Miss­trau­en gegen­über dem Part­ner
  • Angst vorm Schei­tern und Ableh­nung
  • Wunsch nach Nähe und gleich­zei­tig Angst vor Nähe
  • Angst vor Ver­lust der Unab­hän­gig­keit
  • Ver­mei­dungs­ver­hal­ten bei zuneh­men­der Inti­mi­tät
  • Benö­ti­gen viel Zeit zur Regu­lie­rung Ihrer Gefüh­le
  • Flucht­ver­hal­ten (mel­den sich oft­mals nicht mehr)

20% wer­den die­sem Bin­dungs­ty­pen zuge­ord­net und sind im Ver­hal­ten unter­schied­lich stark aus­ge­prägt. Sie wer­den häu­fig bei Män­nern fest­ge­stellt.  

Bindungstyp B Sichere Bindung

Die­se Men­schen haben ein gesun­des Urver­trau­en und eine posi­ti­ve Sicht auf sich selbst und ande­re. Sie kön­nen emo­tio­na­le Nähe zulas­sen und füh­len sich wohl mit Inti­mi­tät. Sie zei­gen sich natür­lich und authen­tisch und spie­len kei­ne „Spiel­chen“.

Bezie­hun­gen wer­den als unter­stüt­zend wahr­ge­nom­men, sie haben ein gutes Selbst­bild von sich und ande­ren und neh­men die Welt als einen freund­li­chen Ort wahr. Durch Ihre posi­ti­ve Aus­strah­lung und Ihr Selbst­be­wusst­sein sind sie offen für neue Erfah­run­gen.
Sie gehen davon aus, dass sie die Gescheh­nis­se durch Ihr inne­res Wis­sen und Han­deln selbst beein­flus­sen kön­nen und nicht nur von äuße­ren Umstän­den abhän­gig sind.

  • Selbst­lie­be als Grund­la­ge
  • Posi­ti­ves Selbst­bild und Selbst­wert
  • Fin­den die Sicher­heit in sich selbst
  • Las­sen emo­tio­na­le Nähe zu
  • Kön­nen ande­ren Bin­dungs­ty­pen Sicher­heit ver­mit­teln
  • Unei­gen­nüt­zig und unter­stüt­zend
  • Der Wunsch zu tei­len
  • Sind mit Ihren Gefüh­len ver­bun­den
  • Selbst­be­wuss­tes Han­deln
  • Ach­ten auf die eige­nen Wün­sche und Bedürf­nis­se

50% aller Men­schen wei­sen einen siche­ren Bin­dungs­stil auf.

Bindungstyp C Unsicher-ambivalente Bindung

Die­se Men­schen brau­chen oft viel Bestä­ti­gung in Bezie­hun­gen und Rück­mel­dung, ob alles okay ist und sie noch geliebt wer­den. Sie wün­schen sich emo­tio­na­le Nähe, ver­su­chen zu gefal­len und sich anzu­pas­sen. „Wie muss ich sein, dass ich von Dir geliebt wer­de?“
Wenn sie in Bezie­hun­gen zurück­ge­wie­sen wer­den, nei­gen sie oft­mals dazu, noch mehr zu tun. Es fällt ihnen schwer, sich authen­tisch zu zei­gen und sie küm­mern sich oft mehr um die Bedürf­nis­se von ande­ren. Sie sind nicht beson­ders inter­es­siert an Her­aus­for­de­run­gen oder neu­en Erfah­run­gen in ihrem eige­nen Leben.

  • Nei­gen zu Kon­troll­ver­hal­ten
  • Besitz­ergrei­fend und schnell eifer­süch­tig
  • Wenig Ver­trau­en in die Bezie­hung
  • Wunsch nach Nähe und gleich­zei­tig auch Distanz
  • Miss­trau­en gegen­über Men­schen
  • Nei­gen zur Co-Abhän­gig­keit
  • Stark schwan­ken­des Nähe- und Distanz­ver­hal­ten
  • Nei­gen zum Klam­mern
  • Star­ke Ver­lust­ängs­te gepaart mit Bin­dungs­ängs­ten
  • Kön­nen nicht gut allein sein
  • Es ist schwer für sie, ohne ihren Part­ner glück­lich zu sein
  • Los­las­sen fällt ihnen schwer
  • Tren­nun­gen sind sehr belas­tend für sie

20% sol­len laut Wis­sen­schaft die­ses Bin­dungs­ver­hal­ten zei­gen.

Bindungstyp D Unsicher-desorganisierte Bindung

Die­ser Bin­dungs­typ ent­wi­ckelt sehr schnell star­ke Gefüh­le, da er sich Bestä­ti­gung und Nähe wünscht. Die­se Men­schen sind groß­zü­gig und auf­merk­sam und kon­zen­trie­ren sich mehr auf die Bedürf­nis­se von ande­ren.

Sie wer­den in der Anfangs­pha­se sehr schnell sehr ver­bind­lich, was jeder­zeit umschla­gen kann.
Spä­ter ist die Bezie­hung gekenn­zeich­net von vie­len „Ach­ter­bahn­fahr­ten“ zwi­schen Nähe- und Distanz­ver­hal­ten, so dass erfüll­te Bezie­hun­gen erschwert wer­den.

Durch ihre man­geln­de Gefühls­kon­trol­le „Ich lie­be Dich – ich has­se Dich“ ist es schwer für sie, sta­bi­le Bezie­hun­gen auf­zu­bau­en. Oft haben sie einen ver­ängs­tig­ten Gesichts­aus­druck und trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen gemacht, genau­so wie ihre Eltern.

  • Wenig Selbst­ver­trau­en
  • Wunsch nach Bin­dung, gleich­zei­tig Bedro­hung
  • Die Welt ist gefähr­lich und ein bedroh­li­cher Ort
  • Wunsch ande­re Men­schen zu ret­ten
  • Bin­dungs- und Ver­lust­angst
  • Har­ren oft in schwie­ri­gen Situa­tio­nen aus
  • Ein­schrän­ken­de Glau­bens­sät­ze zum The­ma Bezie­hung
  • Uner­war­te­te Ver­hal­tens­wei­sen
  • Oft ange­spannt und ner­vös
  • Ver­mei­dung von emo­tio­na­ler Nähe in Bezie­hun­gen

10% aller Men­schen sind von die­sem Bin­dungs­stil in unter­schied­li­cher Stär­ke und Aus­prä­gung betrof­fen.

Die 4 Bin­dungs­ty­pen wir­ken sich auch im Bereich der Sexua­li­tät aus.

Wich­tig ist, dass bei einer ernst­haf­ten psy­chi­schen Erkran­kung pro­fes­sio­nel­le Hil­fe in Anspruch genom­men wird.

Bindungstypen erkennen und auflösen

Die gute Nach­richt ist, wenn Du Dir die­ser Mus­ter bewusst bist kannst Du sie auf­lö­sen, bei­spiels­wei­se mit einem guten Coach.

Außer­dem kön­nen wir einen Bezie­hungs­ty­pen zwar in uns tra­gen, es kommt aber immer auch auf die Per­son und deren Per­sön­lich­keit an, mit der wir uns aktu­ell in einer Bezie­hung befin­den.

Ein bekann­tes Ver­hal­tens­mus­ter ist, dass Betrof­fe­ne mit Bin­dungs­angst häu­fig an ihrem bin­dungs­ängst­li­chen Part­ner klam­mern, was den Rück­zug bei ihm noch zusätz­lich ver­stärkt.

Hier gilt es in die gemein­sa­me Kom­mu­ni­ka­ti­on zu gehen und Ver­ständ­nis für den ande­ren zu ent­wi­ckeln und sich Frei­räu­me zu schaf­fen.

Mache den Test: Welcher Bindungstyp bin ich?

In Kür­ze fin­dest Du hier einen Test, mit dem Du her­aus­fin­den kannst, wel­cher Bin­dungs­typ Du bist.
Ler­ne Dich selbst bes­ser ken­nen und ver­ste­hen. 

Wenn Du in einer Bezie­hung bist, könnt ihr bei­de unab­hän­gig von­ein­an­der den Test machen und dann ver­glei­chen.

Dau­er: 6 Minu­ten.

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